Ansichten einer Unterhose

Von Katja Hinnemann, 10.01.10, 19:37h

In Bernd Hambüchens Kurzgeschichten tummeln sich eigenwillige und alltägliche Figuren. Er erzählt, wie Kurzwarenhändlerin Oma Mohren auf Opa Mohren trifft und was eine Unterhose auf ihrer Reise erlebt.

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Bernd Hambüchen: Monolog einer Unterhose
Overath Plötzlich verschwinden in Nordholland alle Zigarettenautomaten: Midlum, Achlum und alle anderen Ortschaften scheinen von den Kästen befreit. Ein Mann in einem Arbeitsanzug fährt herum, bittet bei den Anwohnern um Strom für seine Maschine und entfernt die Automaten. Warum er das macht, das erzählt die Geschichte „Das Geheimnis der verschwundenen Automaten“ von Bernd Hambüchen. Sie ist eine von 32 Anekdoten aus der Sammlung „Monolog einer Unterhose und andere Erzählungen“, die der in Overath lebenden Autor kürzlich veröffentlicht hat.

Der ehemalige Gymnasiallehrer und Direktor der Volkshochschule Köln hat Geschichten aus dem Leben aufgeschrieben. In einfacher Sprache laden sie zum Schmunzeln und Nachdenken ein. Eigenwillige und doch alltägliche Charaktere bevölkern die Erzählungen: Oma Mohren, die Kurzwarenhändlerin, wandert allein mit ihren zwei großen Holzkoffern von Tür zu Tür, bis sie eines Tages auf Opa Mohren trifft. Der verkauft Eisenwaren. Auf den ersten Blick so ähnlich, auf den zweiten doch unterschiedlich ist das Paar. „Was Oma Mohren wirklich veranlasste, ihn zu heiraten, blieb unbekannt“, schreibt Hambüchen.

Ein junger Mann, von Studenten „Nietzsche“ genannt, ist eine tragische Gestalt, die mit niemandem zu reden scheint. Jeden Tag sitzt er im Philosophischen Institut der Uni. Was er dort mit dem Bücherstapel vor sich tut, weiß keiner. Erst zum Schluss erfährt der Leser, was zum „Scheitern nach einer lebenslangen Anstrengung“ führte. Und dann ist da noch Siegmar Löwenburg, der in einer Firma die Post verteilt und dafür eigentlich überqualifiziert ist. Auch die jüdische Lebensgeschichte erzählt Hambüchen auf ungewöhnliche Weise in seinem zweiten Erzählband.

Doch das Buch enthält auch zahlreiche heitere Anekdoten. So zum Beispiel die titelgebende Geschichte „Monolog einer Unterhose“ aus der Perspektive des Kleidungsstücks, das auf eine lange Reise von Hongkong aus geht und sich schließlich in einem Kaufhaus wiederfindet. In „Theas und Doktor Müllers Weg zur ewigen Jugend“ erhält die „kluge, witzige“ Thea einen ungewöhnlichen Brief von einem Urologen, in dem beschrieben wird, wie ein Mann seine Lust steigern kann. Genau wie alle anderen Geschichten hält auch diese ein überraschendes Ende bereit. Bernd Hambüchen hat mit „Monolog einer Unterhose und andere Erzählungen“ ein Buch mit kurzen Geschichten für Zwischendurch geschrieben, die sich auch gut zum Vorlesen eignen.

Bernd Hambüchen: „Monolog einer Unterhose und andere Erzählungen“, edition fischer 2009, 253 Seiten, ISBN 3-89950-492-7, Preis: 14,90 Euro.